Der Künstler
Er verschmolz Fauvismus, russische Volkskunst und jüdische Mystik zu einem eigenen Stil. Der russisch jüdische Maler und Graphiker, geboren am 7. Juli 1887 in Liosno bei Witebsk, wurde 1908 Schüler von Leo Bakst an der Petersburger Akademie. Seine ersten Bilder "Die Bäuerin" (1907) und "Der Aleeweg" (1908) waren beeinflußt durch Toulouse-Lautrec und Gauguin. 1910-1914, während eines Aufenthaltes in Paris, lernte er den Fauvismus und Kubismus kennen. Geprägt durch seine Kindheiterinnerungen an Witebsk, entstanden Bilder mit dörflichen Szenen ("Ich und das Dorf", 1911). Hähne, Pferde, Kühe, durch die Luft fliegende Liebespaare und sein Violine spielender Onkel ("Der Geiger", 1911/12) traten in der phantasievollen Welt Chagalls auf. 1914, nach einer erfolgreichen Ausstellung in Berlin, kehrte er nach Witebsk zurück. Seine dort entstehenden Bilder "Der Jude in Grün", "Der Jude in Schwarz-Weiß", "Witebsk vom Sagunow-Berg" und das blaue Haus" zeigten Chagalls enge Verbundenheit zum Judentum und zu Rußland. 1915 heiratete er Bella, die er zuvor als "Meine Braut mit schwarzen Handschuhen" (1909) portraitiert hatte und die er später als "Bella mit der grünen Nelke" (1925) und "Bella in Grün" (1934/35) malte. Bis zum Tode Bellas 1944 lebten beide in einer unvergleichlichen Lebens- und Geistesgemeinschaft. 1920 hatte Chagall in Moskau ein neues Betätigungsfeld entdeckt: als Bühnenbildner für das jüdische Kammertheater. Später entwarf er in den Vereinigten Staaten Bühnenbilder und Kostüme für Balette von Tschaikowsky und Strawinsky und 1955 für Mozarts "Zauberflöte" an der Metropolitan Opera in New York. 1923-41 lebte Chagall erneut in Paris. Seine Bilder aus den 30er Jahren zeigen Liebespaare, Blumen und Motive aus der Zirkuswelt. 1941emigrierte er in die Vereinigten Staaten. Es entstanden vom Krieg gezeichnete Bilder wie "Die Anfechtung" und "Der Krieg" (beide 1943). Nach dem Tode seiner Frau kehrte er 1949 nach Frankreich zurück, wo er nun auch als Glasmaler arbeitete. 1960 entstand das erste der beiden Fenster für die Kathedrale von Metz, 1962 wurden die Glasfenster in die Klinik Hadassah in Jerusalem eingebaut, und er entwarf die Fenster für die Kirche St. Stephan in Mainz. Chagall starb am 28. März 1985 in Saint-Paul-de-Vence.