Der Künstler
Otmar Alt wurde 1940 in Wernigerode geboren und studierte nach einer Lehre als Schaufenstergestalter und Plakatmaler an der Hochschule für Bildende Künste in Berlin. Als Meisterschüler von Prof. H. Bachmann gestaltet sich seine Malerei hier noch eher informell und non-figurativ. Etwa ab 1965 nehmen die Arbeiten gegenständliche Züge an und Otmar Alt entwickelt seinen ihm eigenen Stil. Die belebende Farbigkeit der knallbunten Acrylfarben, die pure Lebenslust und Ausgelassenheit, die wiederkehrenden Chiffren, Figuren und Bildmotive sind nur einige Stilmittel für die Unmittelbarkeit und Unverwechselbarkeit der ersten Bildwirkungen. Seine künstlerisch charakteristische Handschrift und die daraus resultierende Vertrautheit und Bekanntheit könnten nicht prägnanter sein und bringen Alt in beste Tradition u.a. mit Haring, Lichtenstein oder Britto. Otmar Alts märchenhafte Bildwelt tendiert durch seine zum Geometrischen neigende Stilisierung zu einer dekorativen Formelhaftigkeit. Zudem sind die Bilder inspiriert von einer Formensprache, wie sie abgeleitet wurde durch den Jugendstil, durch Kandinsky oder dem späten Matisse. Aber der Prozess jener Aneignung und Verwandlung führt die Bilder weit hinaus in die Zone gegenwärtigen Malens. Das Ursprüngliche, das Archetypische und die Naivität, das Narrative, die Reinheit der Mittel und die Arabeske bzw. Ornamentik tragen die Bilder bis heute. Lässt sich der Betrachter auf die Arbeiten mit ihren poetischen Titeln ein, so liegt es an ihm, die Phantasie des Künstlers mit dem eigenen Vorstellungsvermögen in Einklang zu bringen. Otmar Alt bietet in seinen Bildern völlig unaufdringlich eine vielschichtige, hintersinnige und auch ernsthafte Philosophie und Lebenserfahrung an und möchte in seiner phantasiereichen, erzählerischen Sprache eine neue Wirklichkeit entstehen lassen, die Unbewusstes bewusst und erfahrbar macht. Seine Phantasie will die des Betrachters anregen, zum Nachdenken animieren und verborgene Ideen und Gedanken hervorlocken. Das Gesamtwerk des Künstlers umfasst Gemälde, Grafiken, Skulpturen, Kinderbücher, Wand- und Fassadengestaltungen, Bühnenbilder, aber auch Porzellan und Spielzeug. Nie zeigt der Künstler Berührungsängste gegenüber neuen Materialien oder Medien. Banale Gegenstände werden zu kleinen Kunstwerken erhoben – für jeden begreifbar und zugänglich. Alts Kunstverständnis zeigt sich nicht im Zusammenhang mit einer Kommerzialisierung, sondern als Suche und Entdeckungsreise. In der späten Phase seines Schaffens stellt sich der Wandel vom eher Plakativen zum Malerischen ein, ohne dass der Künstler von seinem konzeptionellen Grundgestus abweicht. Heute lebt und arbeitet der Künstler in Norddinker bei Hamm und hat bereits 1991 die Otmar-Alt-Stiftung ins Leben gerufen, welche junge Künstler mit Ausstellungen und Stipendien unterstützt. Für dieses nachhaltige Engagement wird dem Künstler 1998 das Bundesverdienstkreuz verliehen.
Anja Jahns
Biographie
1940 | am 17. Juli in Wernigerode (Harz) geboren |
1960 - 1966 | Studium an der Hochschule für bildende Künste zu Berlin Meisterschüler von Prof. Hermann Bachmann |
1967 - 1968 | erste zahlreiche Ausstellungen und Galeriepräsentationen u.a. in Berlin |
1967 | Franz-Rohe-Preis für »Collage 67«, München |
1969 | erste Skulpturen |
1971 | Dokumentarfilm »Vorfrühling«, ein Künstlerportrait |
1976 | Umzug nach Hamm/Westfalen |
1982 | Film »Der Mann aus dem Rote-Grützeland« |
1991 | Gründung der Otmar-Alt-Stiftung |
1992 | Gründung des Freundeskreises der Otmar-Alt-Stiftung e.V. |
1994 | Vergabe der Ehrenbezeichnung »Bürger des Ruhrgebietes« |
1996 | Eröffnung der Otmar-Alt-Stiftung |
1998 | Verleihung des Bundesverdienstkreuzes |
2001 | Ausstellung Landesgartenschau Oelde |
2005 | Verleihung des Steiger Awards |
2007 | Bild des Ruhrgebietes am ehem. RAG-Gebäude in Essen zur Bewerbung des Ruhrgebietes als Kulturhauptstadt 2010 |
2008 | Ausstellung in Cambridge (USA) Schaffung des Bühnenbildes »Rumpelstilzchen« |
2009 | Ausstellung im Weltkulturerbe »Völklinger Hütte« (Saarland) unter dem Titel: »Der Rabe im Zentrum der Weltgeschichte« Ausstellung zum Lebenswerk Otmar Alts in der Rheingoldhalle in Mainz |
2010 | Ausstellung »Der Rabe im Zentrum der Weltgeschichte« im Gustav-Lübke-Museum in Hamm/Westf. Verleihung des Ehrenrings der Stadt Hamm |
2011 | Schaffung des Bühnenbildes »Alice im Wunderland«, Aufführung im Stadttheater Kaiserslautern Ausstellung in der Kunsthalle Rostock |
2012 | Ausstellung im Levi-Strauss-Museum, Buttenheim (Bayern) |